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Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Sizilien Herbst 2021 Sail

Nach 2 Monaten Sommerpause - ja man kann im Sommer Pause vom Segeln machen, zumindest wenn das Boot A) Juli/August im heillos überfüllten Italien liegt und B) dort Hitzewerte von 45 Grad und mehr „wüten“. Das brauchen wir nicht und so parkten wir in der Zeit in, etwas östlich von Palermo in einer schönen - naja vielleicht doch nicht so schönen - aber dafür sicheren Marina. Nichts nobel, nichts fein, die Sanitäranlagen sind … nunja… aber es ist immer eine helfende Hand und ein waches Auge zur Stelle - danke hier auch nochmal an Ronny, der ein Auge auf Octopus Garden geworfen hat.
AuslaufenTI9-2022

Mitte September:
Wir sind zurück. Es ist noch brütend heiß auf Sizilien, wir kommen mit der Bahn von Palermo und eins war klar: einer muss runter, das Unterwasserschiff mähen, der Lockdown wirkte nicht auf Algen und Pocken… aber im Hafen war es unappetitlich. Also entscheiden wir uns, obgleich noch Crew fehlt, wir ankern Kurs Vulkaninseln einen Ort weiter in glasklarem Wasser und werfen dort den Tauchkompressor an. Natürlich 3G: Gesagt Getan Getaucht und später mittels Dingi unsere noch fehlenden zwei Crewmitglieder vom Regionalbahnhof des Weltkulturerbe Ortes CEFALU eingesammelt.

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Dann stand Chillen, baden, Sonne genießen, später Pizza und Blinkblink Luftballons im Cockpit befestigt… tztztz der liebe Wein. Aber es sollte rüber in die Inselwelt nicht die einzige Bordparty bleiben...

Kurs Vulcano steht, wir klappern alles ab. Alicudi, Filicudi, Salina, Vulcano, Panarea, Bottaro-Bianca zum Schnorchel-Stop, die schroffe Basiluzzo und dann aber ab die Luzzi zum, Stromboli.
Ohne Titel

Vor Salvo / Gabbiano - Porto di Stromboli ankern wir im tiefschwarzen Ankergrund. Es ist so steil, dass wir bei 20 m Tiefe vielleicht noch 25m vom Strand entfernt stehen. Rappelvoll ist es.
SicilySail2021
Yachten, Ausflugsboote die darauf warten, an der einzigen Pier im Ort ihre Gäste wieder einzusammeln, die Sonne geht langsam unter. Unsere Mädels setzen mit dem Tender über und besorgen Pizza. Der Ort war nach 18 Uhr wie leer gefegt. Alles atmet auf. Wer jetzt noch als Fremder hier ist, gehört hier her, bleibt länger oder ist ein Boaters vor Anker. Wir bekommen die leckerste - ich schwöre es - Dinghi Lieferpizza der Welt. Würzig mit Pistazien Pesto… einfach Weltklasse. Pizza. Bierchen, Wein.

Wir chillen etwas in die Nacht hinein und stellen den Wecker auf unchristliche 5 Uhr früh. OK, es gibt zwei Stromboli - Vulkan Möglichkeiten. Entweder Du lichtest den Anker zum Sonnenuntergang - dann hast Du aber die Flotte der Massentourismus Kähne an der Vulkan Rutsche um Dich (dafür kannst Du aber je nach Jahreszeit) später vor Panarea noch in Ruhe die Nacht verbringen - oder Du pennst etwas länger am Stromboli und stellst den Wecker auf die unchristliche Morgenstunde. Wir waren mehrfach hier und haben beides probiert. Hat wie alles seine Vor- und Nachteile. Aber der Hammer war 2021 die vulkanische Gesamtaktivität. Der Leuchtturm des Mittelmeeres war zuverlässig. Etwa alle 25 min wird das Licht angezündet, teilweise echt beeindruckend intensiv und lange. Die Lava Rutsche ist ein Sperrgebiet ca. 2 sm Befahrensverbot, was absolut richtig ist. Du brachst die Meile Abstand ohnehin, sonst bekommt man den Vulkan nicht auf eine normale Foto Linse.
SicilySail2021

Wir besuchten natürlich neben dem Stromboli, Paneara, Vulcano, Salina auch die Hauptinsel des Archipels: Lipari.

Ein Crew Wechsel wurde zum Verhängnis der wechselnden Winde. Vor Lipari gibt es saisonale Schwimmstege. Aber egal wann in der Saison: bei östlichen Winden sollte man hier dringend weg, da die gesamte See von Kalabrien ab in die Bucht steht. So auch bei uns aber erstens umangekündigt und zweitens war die Crew von Bord, die Neuen Freunde sassen schon auf der Schnellfähre, um eigentlich nur einen Steg weiter an Bord der Segelyacht zu gehen. Ideal zum Crewwechsel und bunkern. Da musste ich Zackzack ahoi fix weg. Wenn die Bar klappert ist Party oder Schwell. Also nix wie Maschine an und ab in den sicheren Hafen Lipari. Dart hat man längere Strecke von der Fähre und vom Supermarkt und das auch noch über eine wirklich unschöne Landstraße. Restaurants gibts leider in der Ecke Liparis auch keine vernünftigen… egal. Ein sicherer Liegeplatz ist auch was Wert.

Jede Insel ist eine Geschichte Wert, aber das wäre nach mehreren Monaten auf See ein Roman, daher nur kurz die HighLights der jeweiligen Inseln, auch wenn wir sie öfter besuchten.

Die permanent vulkanisch aktive Insel Vulcano hat den absoluten Charm der drei Optionen. Im Süden die zwei nierenartigen Buchten. Beide mit Strandbars, die westliche mit Tauchbar und Restaurants ausgestattet. Empfehlenswert ist ein Besuch des Leuchtturms und unsere persönlich kulinarische Empfehlung ist die sehr kleine, Familiengeführte Taverna di Pina. Unbedingt vorab reservieren. Sowohl die Tuna und Schwertfisch Steaks, als auch die Involtinos (kleine Rolladen artige Rollen aus diesem Fisch) sind der Hammer! Ja da waren wir und genossen das Geburtstagsmahl unseres Freundes Frank, bevor wir die Party an Bord verlegten. Wir sagen nochmal ausdrücklich: ENTSCHULDIGUNG, man feiert nur einmal Geburtstag im Jahr und ja, die Musik Playlist hatte es in sich. Auf Wunsch teilen wir diese über Spotify aber ich garantiere für nichts. HAHA

So schlimm war es wohl doch nicht, dass wir bis vier Uhr feierten - die lieben Freunde von Trattoria di Pina begrüßten uns herzlich auch beim nächsten Besuch ein paar Tage später mit neuer Crew.

Navigationstechnisch:
Gelso West ist Unterwasser quasi ein runder steiler Berg, 40-15-3 Meter. Das geht sehr fix. Langsam anfahren, keine Hektik, unbedingt Anker tauchen, es gibt Vulkansand aber auch schwer durchdringendes Gras. Wir brauchten mit der 47.7 manchmal 3 Anläufe, nicht verzweifeln, versucht einfach, den Bug gen Süd und rückwärts den Anker bergauf einzugraben.

Gelso Ost ist seichter Sand, da ankert man auf 4-10 Meter Sand ohne Steine problemlos.

Gelso hat leider keinerlei Versorgung. Auch die Gastronomen karren alles heran, also für Frühstück solltet Ihr gebunkert haben. Anders in der wundervollen „Ankerniere“ am nördlichen Ende der Insel. Hier ist die „Hahahauptstadt“ Ein wirklich süßer Ort, etwas touristisch, aber hey, so ist das. Westseite (Porto di Ponente) etwas aufpassen vor den Felsen, ansonsten können die Boote mit weniger Tiefgang gut tief rein in die Bucht, wer weiter draußen ankert, dem empfehle ich den Tauchgang, da Sand, Graß, Stein sich abwechselt.
Westbucht (Porto di Levante / Porto Vulcano) bekommt ihr bereits beim Anlaufen Besuch der Liegeplatz-Marineos im Dinghi. Ich habe es bei vollem Ankerplatz einmal versucht. Kann man machen - aber unabhängig vom Hauptschwell gibt es eine bestimmte Konstellation von ein- und auslaufender Schnell- und Großfähre, dass es Dir fast die Klampen am Heck raus reisst. Als uns der Kaffee auf dem Frühstückstisch auskippte (die Fähren sind besonders in den Morgenstunden ausgeschlafen fix) gab es das Kommando „Crew auf Position, Maschine läuft voraus, Mooring rein, Achterleine los!“ - um draußen ruhig weiter frühstücken zu können. Es ist so… nicht der eigentliche Schwell der Fähren ist das Problem, sondern das unterschiedlichen Gerucke von Boot und Schwimmsteg.

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Vor Anker wackelt es zwar, aber die eigene Ankerkette federt alles weitestgehend ab. Womit wir beim Thema wären. Kette, Kette, Kette. Zumindest in dieser Bucht parat halten. Es ist wieder ein „Berg“ gleich vorab - Anker-Kontrolltauchen kann man sich ab 9 Meter schon schenken. Das Wasser ist durch die vulkanischen Schwefelschwebstoffe trüb und man sieht auf dem tiefschwarzen Grund ohnehin nichts. Fahrt verdammt noch mal Euern Anker mit 3-facher Länge zum jeweiligen Tiefgang ein. Obgleich man ja weiss, dass der Engländer es nicht muss, weil er Seekriegsnation schlechthin ist - bei denen gelten andere Gesetze. Bei den Franzosen ist aus meiner Beobachtung gerne ein Kettenhaufen vorm Anker ausreichend. Kann man machen - aber dann wandern Boote eben auch mal. Auf dem Englisch geflaggten Nachbarn war etwas Gebrüll in der Nacht und bei den Franzosen tat es mir ehrlich leid… das Boot trieb durch das gesamte Ankerfeld - ausser dem Ankerlicht alles duster, Crew pennt. Scheisse, Wind kommt auf und der Kahn war eins-fix-drei unterwegs auf freie See zum Stromboli - sozusagen nicht vor Laken, sondern „vor Anker in Fahrt"… was setzt man da eigentlich für Navigations Beleuchtung? (Scherz) Die Geschichte nimmt ein gutes Ende - so langsam entfernte sich der Nachbar aus meinem Sichtfeld - ich holte das Fernglas, bevor ich selber helfen wollte - da sah ich wie die Kabinenbeleuchtung in der Ferne eingeschaltet wurde, darauf folgend die Positionslichter und schließlich sah ich ein in Fahrt befindliches Schiff mit französischer AIS Kennung. OK, die Jungs sind wach. Die kamen übrigens auch nicht nochmal zurück ins Ankerfeld. Ich vermute, der schlafenden Crew wird die Schiffsführung was vom frühen Vogel oder so erzählt haben nunja... passiert.
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Vor Panarea ankert es sich hervorragend auf der gesamten südlichen Seite. Nicht rein in die Buchten, sondern einfach draußen zwischen Riff und Insel, sonst sieht man den Stromboli nicht spucken. Bisschen Obacht, es liegen überall mal alte Mooringblocks und Leinen, aber glasklares Wasser, heller Grund, alles gut zu sehen. Wir schmeissen vor dieser Insel irgendwie immer die Bordküche an. Nach mehreren erfolglosen Versuchen an Land etwas zu essen oder mit an Bord zu bringen, geben wir es jetzt auf. Aber jeder muss das selber versuchen, im östlichen Hauptort gibt es sicher alles, da ankern wir nur nicht so gerne. Das Riff übrigens eignet sich super zum Schnorcheln, wie auch die Inseln (Dattilo, Bottaro, Lisca Bianco und Basiluzzo) davor. Ein Tagesstop sind sie allemal Wert.

Dann tasten wir uns durch die Straße von Messina. Ein letztes Mal für mehrere Jahre, traurig blicken wir am Torre Faro zurück ins Heckwasser zu den Äolischen Inseln, wenn wir zu dem zeitpunkt wüssten, was später noch kommt…
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Messina mit seinen verrückten Strudeln und Stromschnellen durch den Wechsel der Strömungen, dass man auf einem 15 Meter Kahn Sorgen bekommen könnte, liessen sich nicht hunderte einheimische Angler in 3-4-Meter Booten durch die wilde See treiben. 9 Kn Fahrt bei 1/4-Gas uiuiui gut das wir heute nicht nach Norden müssen.

Next Stop ITALY-Kalabrien. Kurz vor der „Ecke“ Capo Punta del Pellaro aber hey, das ist alles Andere als gemütlich - wir essen abends und lichten bei aufkommendem Wind den Anker Kurs Taormina, Sizilien. Es ist inzwischen gerade

Oktober 2021
und Georg hat vor dem sizilianischen Taormina leider seine Moorings schon eingepackt, aber egal, er empfiehlt uns freundlich welchen Abend wir wo den Anker schmeissen sollen. Gesagt, getan. Meiner persönlichen Meinung nach, ankert man in Naxos besser als vor Taormina direkt. Von hier fahren permanent HopOn-Hop-Off Busse hoch in den wohl schönsten, aber auch touristischsten Ort Siziliens. Ich mag da eher Naxos - nicht zuletzt weil hier die Griechen das erste Mal auf Sizilien landeten. Auch der Ankergrund ist phantastisch und die kleine Mole liefert schütz vor Schwell. Achtung, im Inneren des Hafens ist es flach.

Sonne verschwunden - Morgens prasselt es aufs Deck. - draußen duster wie im Unwetter aber irgendwas ist anders. Es „regnet“ aber wir werden nicht nass. Dafür aber das Deck schwarz. Scheisse - der Vulkan. Segelkleid schließen, Luken dicht! Aus Regen wurde kleiner Hagel - man konnte die Aschewolke sehen und da wir ohnehin in der Marina di Riposto mit den wackeren Überführungs-Jungs verabredet sind, Anker auf und ab dafür.
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Ich mache es kurz: die Mädels gehen von Bord, die harten Männer kommen und spülen 3-4 Stunden mit hunderten Liter Wasser die Asche vom Deck. Trotz der Fleißarbeit werden wir im Törnverlauf noch einige Tage daran erinnert… aus jedem Loch der Genuaschiene, Winschkurbel, Blöcke, Lukenkränze… überall krümelt es. Wir werden rechtzeitig fertig, denn auf unsere Wasseraktion kommt Wasser von oben und bewegte Luft in Form von 8-9 Bft ungebremst von See. Da wo wir hin wollen. Na prima. Boot wird klariert für bewegtere Fahrt. Strecktaue, Sicherheitsausrüstung doppelcheck. Warten. Bei 9 Bft und 4 Meter anrollende See braucht man nicht raus. Die See übrigens rollt aus Korfu an - da muss man auch am darauffolgenden Tag nicht raus. Wollen wir aber, denn das etwas geheim gehaltene Ziel ist PortoCheli, Peloponnes, Argolis, Greece, Luftlinie ohne einen Kreuzschlag ca. 460 Seemeilen.
Ohne Titel

Der sizilianische Neptun scheint etwas dagegen zu haben. Die Wetterprognose zaubert erwachsenen Männer mit vielen tausend Seemeilen am Hintern, Sorgenfalten auf die Stirn. Ernste Gespräche werden geführt. Ab Athen sind die Rückflüge gebucht und mit jedem Tag, den wir warten, haben wir für die 600 sm weniger Zeit. Das ist die Zeit, die sich der Wind nimmt, um von einem kleinen Wirbel zum Medican „Apollo“ zu mutieren. Es ist nicht lustig. 3 Menschen sterben bei sinnflutartigen Regenfällen neben uns in Catania, es herrscht trauriger Ausnahmezustand auf Sizilien.

Konkrete Wettersituation:
Oktober -24- 2021 Ostsizilien:
Wind nimmt für ca. 30 h ab, dreht dann auf Osten und entwickelt einen Kern. Derweil werden zwischen Siracrusa - Catania - bis Messina derartige Regenmassen runter kommen, dass Autos und unfassbar viel Müll durch die Straßen schwimmen. Orte werden überspült, unsere hölzerne Gangway schwimmt über die Betonpier.
Wir legen ab. Der Plan ist klar: Ziel Griechenland wird verschoben, niemand braucht 4-5m See und 40 Kn Wind auf die Nase.
Die MEER-SEEN Crew beugt sich dem Wetter und lässt den Wirbel zwischen Sizilien und Malta wirbeln - übrigens läuft gerade die Hochseeregatta Rolex Middle Sea Race. Etliche Teilnehmer laufen Schutzhäfen an, während andere im Rekordtempo um Sizilien fliegen. Gegen den Uhrzeigersinn, also mit drehendem Medican.
Rund Sizilien

Das können wir auch. Die ersten Stunden Kurs Messina steht noch grobe See, macht nichts, dafür schüttet es unaufhörlich. Co Skipper Marco zog es vor, seine 500 EUR HPX MUSTO Jacke an Bord der Ryanair Maschine zu belassen und sich mangels örtlichem Yachtausrüster einem Experiment zu unterziehen mit dem Forschungstitel „Hält Geld trocken?“. Er tauschte also kurzerhand seine (ex.) 500 EUR MUSTO Jacke (by MEER-SEEN) gegen eine 13,50 EUR BlackCamouflage (by Riposto ChinaAsiaShop). Ich lass euch das Ergebnis mal raten. Nur soviel: ein Vollbad wurde es nicht, weil die Armbündchen auch nicht dicht waren.
SicilySail2021

So wie wir. Bei solchem Wetter bleibt man vor dem Kamin - normalerweise, aber nun sind wir ja hier. Der Wind dreht mit uns und wir können genau Enge Messina schön zum Sonnenuntergang Segel setzen Kurs Vulcano … es soll schon ordentlich aus Osten blasen, also ist das Ziel die westliche Bucht. Skipper Steffen kennt sie nach 2 Saisons wie seine Westentasche, da geht nix schief. Rein, Platz suchen, entspannte frühmorgendliche Männerrunde.

Kurs steht, Boot ist fix vor Laken, gegen 1 Uhr erreichen wir die Enge Lipari <> Vulcano und rein in die Bucht. Huch… 20-30 Top Lichter. Anders als geplant. Na gut, etwas weiter draußen Anker mit mehr Kette rein und Bier auf. SicilySail2021

Ein letztes Mal an Deck schlafen. Der Sommer verabschiedet sich auch aus Italien. Irgendwie spüre ich das… Windfinder meteo.gr und wetter.com bestärkten meine Vermutung. Also Sternenhimmel genießen und als die Sonne im blauen Morgenhimmel hoch kommt, rein ins Wasser. Frisch aber echt schön. Vorletzte Mittelmeer Vollbad2021.

Nach der ebenfalls letzten Dinghi Brötchen Tour lichteten wir den Anker mit grob genanntem Kurs Palermo, vorbei an Alicudi, Filicudi, nonstop am Capo Gallo nach Westsizilien. Es geht im Wachwechsel die Nacht durch, Skipper kommt gegen 6 ins Cockpit und schimpft über die sehr schlechte Balance zwischen den Kosten der Angeleiausrüstung und dessen Erfolg. Es ist nicht ausgesprochen, da ratscht es laut. Alle Hellwach, ran an die Angel, Genua rein, Speed aus dem Boot, puh das ist entweder eine Europalette oder ein ordentlicher Bursche.

TUNA Alarm
Nach genau einer Stunde Kampf sind die 300 fuss Leine eingeholt. Irgendwann ergibt sich der Gelbflossen-Tuna, Untermaß hat er ganz sicher nicht und ohne Gaff (eine Art Carbon Besen ohne Besen, dafür ein Edelstahl Haken mit sehr spitzem Ende) so ein bisschen wie die Hand von Captain Hook. Fast 1 Meter Fisch - genug für 6 hungrige Männer: 3 Tage. Steak pur. Etwas Feineres kann ein Gaumen wohl nicht geschenkt bekommen.
SicilySail2021

Es wird auf der Westseite Siziliens ungemütlich, obgleich der Wind 100% unserer Planung folgend, mit uns dreht. Es ist quasi der Saugeffekt aus dem Wirbelsturm, der diesen nähert und uns schiebt… dem Wirbelsturm entgegen. Wie so eine Hexe die Kinder ins Pfefferkuchenhaus lockt. So fühlen wir uns jedenfalls, als wir nach einer Nachtruhe bei Francesco - Lieben Dank Dir für die kurzfristige Unterstützung und ruhige Nacht im „MOORING TRAPANI“ Becken.

An der Südseite Siziliens, also für uns navigatorisch hinter den Naturschutz-Ägäischen Inseln und Marsalla bekommt der Törn dieses Hexenkessel Feeling. Immerhin "saugt" uns ein Medican an. Wir ankern noch einmal vor Sciacca, es bläst hier aus Süden, also ablandig und während wir unseren 2. TUNA Abend genießen, kommen über Social Media Bilder von SIRACUS aus Ostsizilien rein, die lassen erschaudern. Überschwemmungen und 5 Meter Seegang - in eine beliebte Ankerbucht einrollende See. Wir davon nicht weit weg, aber unter Sternenhimmel hellem Mond und viel ablandigem Wind.

Eine Nacht und 1/2 Tag noch bis Licata, etwa auf der Hälfte der Südküste Siziliens gelegen. Die Nacht hat es in sich. Von Flaute - Motor an bis 2. Reff haben wir alles dabei. Jeder Wachwechsel mit einer neuen Bedingung. Das Wetter ist noch gut und so ankern wir am Beach westlich der Licata Mole um ein letztes Mal für 2021 ein mediterranes Synchronschwimmen der Männer einzuberufen.
SicilySail2021

Abtrocknen, Anker-Auf-Bier und rein nach Licata. Zum Glück war der sichere Liegeplatz wegen der Griechenland Idee noch nicht gekündigt. Wir wurden freundlich von den Marineos und Boaters empfangen, einige fragten sich, wie bekloppt man sein muss, um bei einem Medican lustig angesegelt zu kommen. Ja, Planung ist alles, auch wenn der 300 Seemeilen Törn an einem völlig anderen Ort endete als die im Trockenen ausgearbeitete Schreibtisch-Planung vorsah.

Ein Versprechen war bei Umbuchung der Flüge von Athen auf Catania klar: im Frühjahr 2022 Neustart - Leinen los, Ziel Griechenland.

Link zur Mediengalerie der Reise: 2021 Sizilien Rund