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Ablegen!
Und ist die See zu Ende, fahren wir ’ne Wende.

Nordägäis Chalkidiki

OK, es gibt griechische Segler, die reissen die Augen auf, wenn sie hören, dass man den Plan hegt, den heiligen Mount Athos, die Mönchsrepublik auf Chalkidiki zu umsegeln…
Eine Gruppe aus der Club- und Digitalscene, der re:publica macht sich nach einer Konferenz in Thessaloniki bei uns an Bord auf eben diesen Weg. Also heisst es im Nautical Club of Thessaloniki für am 15. September, nach dem das Taxi auf der Pier seine Überladung aus Obst, Gemüse, Pasta, Bier, Wasser, Brot etc. abgeworfen hat: Leinen los!

Erste Station ist der wenig romantische Hafen Nea Kallikratina, in dem wir zwar das zwischenzeitlich gekillte Tonicwater nicht nachbunkern können, aber eine Tolle Taverna finden, die uns nach köstlicher Versorgung, Eis für einige Tage spendiert.

Das dieses Eis früher als gedacht gebraucht wird, ahnt bis zu dem Moment, an dem ein Couple aus temperamentvoller Iranischer Lady und einem Club Betreiber aus Berlin mit Londoner Wurzeln, das benachbarte Fischerboot besucht und mit einer Kiste (!) Fisch an Bord der MEER-SEEN zurück kehrt, niemand. Die Party nimmt seinen Lauf, trotz der Vertapung dieser Kiste, nutzen die Möven die wenigen Schlafminuten der Crew zum Diebeszug - dennoch haben wir Fisch satt! Ablegen Kurs Kassandra, Halkidiki.

Der Anker fällt nach über 60 Seemeilen in Port Koufo - dem größten Naturhafen Griechenlands und Andreas lotst den Rubber Tender zur besten Taverna des Ortes. Am nächsten Tag steht Entspannung auf dem Plan. Einmal die Sithonia Fingerkuppe runden und drop the anchor in the Kalamtsi Badebucht. Party pur an Bord und an Land. Peter landet nachts am Airport Thessaloniki und fährt mit dem Taxi direkt an die Bar, an der der Schlauchboot Tender der MEER-SEEN ankert. Wir vermehren uns ;)))

Die Wetterprognosen sind optimal. So starten wir von Kalimitsi auf Sithonia zum „großen Schlag“. Etwa 80 Seemeilen nonstop um den heiligen Berg Athos liegen vor unserem Bug. Delfine begleiten den Weg zum über 2.000m hohen mystischen Berg der 1.000jährigen byzantinischen Klöster. Wir haben Frauen an Bord… und was für Frauen… also lenken wir die Mönche bei Ihren Gebeten nicht ab und halten freiwillig den Abstand der 2 Seemeilen um dieses 1.000 jährige Sonderstaatsgebiet, ein. Frauen ist seit jeher das Betreten strengstens untersagt. Natürlich halten wir uns daran - segeln, geniessen und schweigen ;)

In "Klein Hawai“ (Eleftheronisos) auf der Ost-Seite des Athos, sind wir wieder offiziell vor Anker und bereinigen eine Bucht vom Plastikmüll. Obwohl Griechenland in den letzten Jahren viel sauberer geworden ist, an den abgelegensten Buchten des Landes, finden sich eben Dinge, die wir lieber in einer Mülltonne sehen, als im Magen von Delfinen und Meeresschildkröten…

Dann ist es nur noch einen Katzensprung unter Segel nach „Olympiada“. Dort fällt der Anker direkt in der Badebucht , wir genießen die Restaurant- & Club Szene bei Freunden und bunkern Wasser am Fischerboot. Lulu vom Hotel „Liotopi“ gibt bei Tsipouro und Meeresfrüchten beiden MEER-SEEN Crews eine Koch-Lektion in Risotto de Mare. Wir fühlen uns nicht nur zuhause, nein, wir sind es hier.

Ich bin unheimlich froh, mit einer (und das nimmt mir aus der Crew niemand übel) Nicht-Segel-Freunden, einen so intensiven und schönen Törn erlebt zu haben. Mit schwedischen, britischen und deutschen Pässen auf der Crewliste, segelten wir, sahen wir Delfine springen, hörten New Jazz, kochten herrliche Gerichte, bewunderten leuchtendes Plankton nachts im Athos, feierten laut, wo es angebracht war, kauften in Kalimitsi alle Bier-Recourcen auf und genossen die Stille unter dem riesigen Sternenhimmel ohne Lichtsmog. Der Törn wird mir noch lange in schöner Erinnerung bleiben.

Den Rückweg bestreiten wir mit erfahrenen Segelfreunden aus Berlin. Das ist auch gut so, denn trotz beständiger Wetterlage frischt der Wind erheblich auf und wir haben einen traumhaften Ritt um Chalkidiki. Zunächst geht es nonstop Athos, den wir Mitternacht runden und der uns ordentlich Seegang beschert. Gegrüßt haben wir die Mönche anständig, also werten wir den Wind als freundliche Geste uns gegenüber. Wir segeln die Nacht hindurch bis zum Sithonia Finger, dann nach einem Pause-Tag hinein in die Inselwelt der "kleinen Karibik", die Diaporos Inseln, weiter über den Geheimtip Pyrgadikia zu den Amouliani Inseln auf der Sithonia Athos Seite.

Das Revier ist traumhaft wenig besegelt. Verglichen mit dem Revier um Athen herrscht hier Ruhe. Aber - Versorgung Fehlanzeige. Man ist bis auf wenige Häfen und noch weniger Marinas auf sich und sein Dinghi Tender gestellt. Griechenland pur.