Griechenland > Malta 2019
Griechenland Malta
Ein Törn von den Peleponnes nonstop etwa 350 Seemeilen nach Malta. Wir stecken in den Vorbereitungen...
Ab Verlassen der Marina gibt es keinen Steg, keinen Anleger, kein Strom, kein Wasser, kein Diesel. Wir sind auf uns, den Anker und das Dinghi angewiesen, bis wir auf Malta an einer Pier anbinden dürfen ;)
Kalamata > Malta im August 2019
längere Reisen setzen etwas Vorbereitung voraus. So haben wir die Papier Seekarten auf das gesamte Seegebiet erneuert, 3. autarke UKW Antennen aufgebaut, Scheinwerfer, EPIRB Rettungsbarke installiert, Segel gecheckt und die Kreuz-Fock mit Power Trim eingebaut.
Crew-Anreise Landung Athen 17:30, X93er > zentralen Busbahnhof > mit den bestellten Tickets um 19:30 Abfahrt nach Kalamata. 22:00 Uhr sind die Klamotten an Bord und ab in die heiß ersehnte Taverna Argo (absoluter Tip im Hafen Kalamata an Pier C).
Der Abend wird länger, dennoch treffen alle sieben Segler gegen 9:30 Uhr im SkippersCaffe der Kalamata Marina zum Frühstück ein. Wettercheck, Einkaufslisten schreiben, Verteilung der zu kochenden Gerichte an Bord. Wir planen mit 4 Tagen nonstop und offline auf See.
Das Wetter ist grieschisch - brütend heiß, die Bunker Crew verholt sich in den A/B Markt, um zwei Stunden später mit einem überfüllten Taxi an Pier F zu stoppen. Bunkern, Verabschiedung von Freunden, Marineos, Segelmacher... 14:30 Uhr Ablegen, ein tränendes Auge blickt zurück. Schön war das Jahr in Kalamata, sicher, freundlich, hilfsbereite Handwerker, nette internationale Stegnachbarn, tolle Lage, traumhafte Buchten. Aber Plan ist Plan – wir wollen nach Malta.
Kurs Kitries motoren wir erst etwas gegenan, dann gehen Segel hoch und Kurs Koroni auf dem äußeren Peleponnes Finger, dem Messinis. Windvorhersage für die frühen Morgenstunden NE = bedeutet für Koroni unruhig. Wir entscheiden uns 18:00 Uhr um die S-Spitze des äußeren Kalamata Fingers herum zu gehen Kurs Methoni oder Finakounda. Alle haben Lust auf griechische Taverna, also los, es weht mit 20-25 kn Wind auf die Nase, Kreuzfock hoch und an Nissis Venetiko vorbei hangeln.
Der Anker fällt kurz vor 21 Uhr im letzten Sonnenlicht nach 35 Meilen vor der traumhaften Kulisse von Finikounda. Schlauchboot rein und ab in die Taverna.
Die mittelfristige Windvorhersage lässt uns leider keinen Tag länger in Griechenland weilen... Freitag früh geht der Anker hoch, vorbei am historischen Methoni Fort Kurs 250 Grad... wir nehmen bei nördlichen Winden mit vorhergesagter W-Drehung 270 Grad und ab geht der Ritt. Abends gibt’s deftigen selbst gemachten Kalbs-Gulasch. Im 2-er Wachsystem á 3 Segler gehen so ziemlich alle Am-Wind Segel hoch und runter, die an Bord sind. Genua-Fock-Genua. Welle 1,5-2 Meter gemäßigt aus NW, einige Brecher schickt uns Italien, aber alles gut zu händeln, der Rumpf der 47.7 passt da anständig rein. Viel Schiffsverkehr aber dank AIS wurde nicht ein Ausweichmanöver nötig und so geht es eher unspektakulär zwischen 5,5 und 8,5 Knoten Speed mit Kurs SE Sizilien im Luv Bogen in die Nacht. Mitternacht haben wir etwas über 80 Meilen auf der Uhr, der Wind nimmt zu und mit 1. Reff und Fock wird es sportlich fix. Samstag wird im Wachsystem weiter gesegelt, gegen Nachmittag lockt Kaffee mit griechischem Kuchen, später dann noch ein Pasta Gericht alle Segler ins Cockpit. Das Boot rauscht durchs Ionische Meer. Immernoch kommt vergleichsweise für das offene Seegebiet wenig Wasser über. Das Etmal (Strecke in 24h) liegt bei 150 Seemeilen, 100% unter Segel – das sind im Schnitt über die 24h Samstag 6,25 Knoten.
Der Sonntag beginnt etwa 100 sm vor Portopalo / SE Sizilien, 130 sm vor Malta unter voller Besegelung mit Großsegel und Genua in leichtem Schrick in den Schoten, der Wind dreht zu unserer Freude entgegen der westlichen Vorhersage doch N-lich. Aber nimmt auf 3 Bft ab mit zum Glück passendem Strom und Welle, so dass wir noch zwischen 4-5 Kn laufen, bis gegen 16 Uhr der Wind einschläft und uns bei 3.500 m Wassertiefe zum Baden neben einer Delfinschule einlädt. Bis jetzt sind 314 Seemeilen gesegelt. Was soll´s; beeinflussen können wir es nicht also Maschine an und Kombüsen Wache beginnt damit, Saure Eier handmade zu kochen.
Griechenland haben wir durch den optimalen Segelwind nun leider schneller verlassen müssen, als geplant und daher eine Woche Malta vor uns. Das klingt komisch aber: wir waren erschrocken, wie klein Malta und Gozo aus seglerischer Sicht mit einem CruisingRacer ist.
Der, mit einer Fläche von nur 316 km², kleinste Inselstaat mit der drittgrößten Bevölkerungsdichte Europas lädt uns zur Umrundung ein. Die südlich von Sizilien gelegene Mittelmeerinsel lockt durch seine bewegte Geschichte mit sehr viel Kultur, Kirchen, aber auch beeindruckender Natur, Stränden, Buchten und verspricht 360 Sonnentage im Jahr. Daher beschäftigen wir uns gemeinsam intensiver mit dem Revier und entscheiden, Mgarr Harbour auf der Insel Gozo anzusteuern.
ETA Montag 7:00 Uhr. Der Empfang ist Britisch und es wird großen Wert auf die offizielle Anmeldung bei Valetta Port Controll auf VHF12 und das Führen der Gastlandnationale (Hinweis: als Non-Commonwealth Member micht die Flagge mit dem Malteserkreuz sondern „nur“ Rot-Weiß als Gastland führen). Einmal registriert und den Namen buchstabiert, soll das German Sailing Vessel eine Stunde vor ETA sich nochmal melden. Natürlich tun wir das brav direkt hinter „MEIN-SCHIFF 3“ mit 2.503 Personen an Bord. Die 7 Männekikken der MEER-SEEN werden ebenso sorgfältig registriert wie ein Kreuzfahrer. Nur haben die glorreichen 7 gegenüber der „MEIN SCHIFF 3“ noch keinen Liegeplatz im Inselarchiple. Wir tun so, als seinen wir diesbezüglich gelassen. Einklariert werden kann in der Grand Harbour, Msida Marina (beide Valetta) oder in Mgarr auf Gozo.
Über VHF13 Mgarr (Hinweis: Mdscharr Marina gesprochen) herrscht noch Funkstille. Wir unterlassen mal weitere Kontakte zum Port Officer von Malta, nicht damit dieser uns einen unliebsamen Platz im Großstadt Getummel zuweist. Das gegen Malta eher verträumte Griechenland wirkt im Herzen noch nach und die MEER-SEEN Crew möchten keinen von Null-auf-Hundert Kulturschock. Gegen 8 Uhr Local Time wird uns erklärt: Call back in 1 hour. OK. Warten vor der BlueBay, die Sonne steigt und es wird kuschelig warm. LocalTime 08:02 begrüßt GOZO mit Kanonenschüssen und diversen Pyro Ereignissen den neuen Tag – zwar offenbar nicht direkt unsere SY MEER-SEEN, wir geniessen es dennoch. Letztlich sind wir gegen 10 Uhr fest in der Mgarr Marina. Fein, edel, technisch perfekt und vergleichsweise günstig (Hinweis: 63,00 EUR für 14,50 m). Anlegebier und ab zum Schengen „einklarieren“ - da ohne Hunde und Katzen auch keine Monkeys oder 10.000 EUR an Bord waren, dauerte die Zollanmeldung lediglich die Zeit, die ein Officer benötigt unsere gedruckte Crewliste handschriftlich mit Pässen vergleichend abzuschreiben. Das wars; „have e nice time around Malta“ Wir fühlen uns in einer Welt zwischen zwei Welten – maritim britisch aber im arabischen Flair. In jedem Fall aber willkommen.
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