Barth - Stockholm 2014
Start: Freitag 27.6.2014 im Wassersportzentrum, bei MEER-SEEN rollt gegen 9 Uhr ein Crewbus vom Firmengelände. Besetzt am Steuer mit einer Seglerin und 5 Seglern. In Barth angekommen, wurde die SY MEER-SEEN, eine 38Match, an den Mastenkran verholt, 1 Meter von der Ladeklappe entfernt beladen. Die Crew teilt sich in den Frischwarenbesorgungsdienst und die Technik Abteilung. Letztere rüstet den Kahn aus, baut zweite Verbraucherbatterie ein und geht dem Segelmacher Paul Konow zur Hand, der ruckzuck just in Time mal eben noch eine Racing Kuchenbude aufbaut. Danke an dieser Stelle. Frischwaren gegen Skorbut bunkern und nach der Sicherheitseinweisung heißt es um 16 Uhr: "Leinen los". Bei frischen 5 Bft stellenweise auf die Nase kämpfen wir uns die Bodden über Barhöft vor nach Hiddensee zum Gellenstrom. Unter Großsegel und Genua 3 rauschen wir Halbwind die W-Küste Hiddensees entlang. Was bis Dornbusch ein Ferienkurs war, entpuppt sich Freitag gegen 20:30 Uhr bis Arkona als Amwind "uiuiui-geht-das-die-ganze-Nacht-so"? Kurs. Um 23 Uhr haben wir noch 46 sm bis Rønne, Bornholm vor uns, der Wind aus Osten nimmt zu, wir setzen Reff 2 und gehen Amwind durch die Nacht.
Samstag 7:30 Uhr sind wir fest auf Bornholm in Hasle. Verdrehter Bio-Rhythmus, Duschen, Frühstück, schlafen, kochen, schlafen Sonntag 5:30 Uhr aufstehen, frühstücken, es schüttet aus Kannen. Unsere Entscheidung, mal um die N-Spitze Bornholms zu gucken, ob da irgendwo Wind lauert, war goldrichtig. Auf uns warteten 10 Kn aus SE, also Kurs Utklippan. Das Ganze geht gut eine Stunde, bis der Wind sich dem Regen geschlagen gibt und wir bei solchen Bedingungen nicht 60 sm die Hanöbucht queren wollen. Also Kurs auf die wunderschöne Erbseninseln, nach Christiansø. Der Regen überlässt der Sonne das Feld und wir wandern begeistert beide Inseln ab, bevor Katja die. Idee mit der. Nutzung des Ostsee Freibades aussprach. OK, gesagt, etwas gemeutert, dann doch getan und Spaß gehabt im glasklaren 16 Grad kaltwarmen Ostseewasser.
Der Biorhythmus ist ja 5:30 Uhr gewohnt, also wieder aufstehen vor dem Aufstehen. Es sollte sich lohnen. Bei sonnigem Halbwind um die 4-5 Bft rauschen wir durch die Hanöbucht nach Schweden, und doch vorbei an Utklippan, weil wir Sorge haben, der nicht ausgebaute DVBT Empfang auf der Aussenschäre könnte die Crewmotivation am Abend des Deutschland WM Achtelfinalspiels negativ beeinflussen. Einem Tip folgend, segeln wir nach Kristianopel, bekommen im kleinen Hafen einen du-du-du Eckensteher Liegeplatz, schön längsseits an der Promenaden Pier, weil die MEER-SEEN zu viel Tiefgang hat. Wir hatten das kommunale Ortskalenderium jedoch nicht im Kopf... Ja, es war Midsummer Ortsfest mit Tombola, Bockwurst vom Grill und der schrecklichsten Live-Band seit Jahren. Und überhaupt, die blonden Schwedinnen in knapper Sommerbekleidung fehlten hier gänzlich... All das könnte uns nicht traurig stimmen, da unser Technik Profi Henning eine, mittels WLAN mit dem IPad verbundene DVBT Antenne im Mast justierte und somit dem WM Achtelfinalabend Deutschland ./. Algerien nichts mehr im Weg stand. Der verfügbare Bluetooth Kanal würde mit der mobilen MEER SEEN BOSE Box verbunden und schon zog Stadionfeeling in unser Cockpit ein. Ok, auf schwedisch, aber dafür kein Bela Rethy ;)
Am sonnigen Dienstag, 1. Juli 2014 legen wir nach ausgiebigem Frühstück in Kristianopel mit frischen Schweden Brötchen zunächst bei 3 Bft ab. Der Kurs führt uns den Kalmarsund in nördliche Richtung. Wir haben alles versucht... Fock, Genua, Genacker, Motor... Naja, solche Tage gibt es ;) erst kam die Windstille, dann das Gewitter, egal. Weiter. 15 Uhr passieren wir die Sundbrücke bei Kalmar. Nach 45 sm reicht es für den Tag, wir haben noch etwas Luft im Zeitplan, also rein nach Borgholm, einem royalen Urlaubsort der Schweden. Ich sage mal naja... Die alten Holzvillen sind sicher sehenswert, aber die Hotelbetonburgen machten auch um diesen edlen Ort keinen Bogen.
Mittwoch versprach kein guter Segeltag zu werden. Die Prognosen lagen bei 2 Bft aus allen Richtungen, dazwischen Starkregen. Also mal ausschlafen und abwarten, aber die Sonne weckte uns und so wagten wir den Trip weiter nördlich in den Kalmarsund. Zunächst unter Maschine, dann gute Fahrt mit Gennaker, den wir bergen mussten, weil seine Farbe (schwarz) keinen Kontrast mehr zum Gewitterhimmel darstellte. Ist ja blöde fürs Fotoalbum ;) im 2. Reff und hoch am Wind kamen wir super voran. So gut, dass kurzerhand im nördlichen Kalmarsund bei 8 kn Bootsspeed der Plan keimte, bis Gotland durch zu segeln. Man soll solche Dinge wohl einfach tun und nicht nicht laut aussprechen. Kaum gesagt, schläft der Wind ein. OK, zur Wahl stand eine einsame Ankerbucht in Ölands Norra Udde gegen Byxelkrok, ein netter Urlaubsort im Norden Ölands. Es gewann der Urlaubsort, ist bei einer sechs Personen Crew aber vielleicht auch nicht verkehrt, wenn man sich auch mal weiter als 12 Meter voneinander entfernt die Füße vertreten kann. Die Prognosen stehen gut. Geplant ist nun, Donnerstag nach Gotland zu segeln...
Donnerstag, 3.7. hieß es um 6:00 Uhr leinen los für 50 sm Nordspitze Ölands nach Gotland, Visby. Das Wort perfekt beschreibt den Törnabschnitt am besten. 3-5 Bft und etwas kabbelig von achtern, aber Bullenstander machen auch solche Kurse sicher und so düsten wir gegen 13:30 Uhr an der Coast Guard Gotlands mit etwas überhöhter Geschwindigkeit vorbei unter Segel in den riesigen Hafen der Inselhauptstadt. Ups... Gerammelt voller geht nicht. Yachthafen überfüllt, Moorings im Militärteil besetzt, Fischerhafen geräumt und wie Ölsardinen mit Yachten voll gepackt. Mhhh ok, zwei andächtige Kreise drehen, schon rauscht der Hafenmeister herbei und bittet um Geduld. Gut, die haben wir, etwas ungläubig nahm er unseren Wunsch auf, einen Liegeplatz zu bekommen, der nicht durch 20 Yachten eingeparkt wird... weil, wir wollen um 8 Uhr raus? Are you sure? Yes! Ok, Follow me! Aha, so bekommt man also die Liegeplätze, von denen alle träumen. Statt im 11er Päckchen bekommen wir einen eigenen Kopfsteg. Gotland hat Hafenfest oder so ähnlich, es sah aus, als wäre die ganze mittelalterliche Stadt in eine Messe und politische Kundgebung verwandelt. Uns egal, das Rinder-Burgerzelt mit bezahlbarem Fassbier hat geöffnet und muss uns nach einem kurzen Stadtbummel (der eher einer Bergbesteigung gleich kommt) nicht lange bitten.
Versprochen ist versprochen, Freitag um 8 Uhr sind wir schon 2 Stunden auf See. Wir üben leises Ablegen, Flüsterkommandos und minimale Maschinenkraft. Das WM deutschlandspiel ruft. Ja, wir sind bekloppt... ;) mit Rauschefahrt geht es die 90 sm Kurs Stockholm, doch auch ein Tag mit vorhergesagten 4-5 Bft kann auch mal einige Stunden Sonnenflaute in sich haben. Ziel halb erreicht, was so viel bedeutet, wie... Liegen zum Anpfiff vom Deutschlandspiel zwar nicht im Hafen, sind aber in DVBT Reichweite, so dass die Fußballfans ihr Spiel sehen können. Die restliche. Crew gleitet unter Gennaker der. Sonne entgegen in den Schärengarten Stockholms. Gegen 21 Uhr sind wir fest Nyneshamn, dem vorläufigen Ziel unserer. Reise. Samstag besichtig die Crew im Stockholmer Wasa Museum, was passieren kann, wenn eine Reise nicht ganz so glücklich verläuft, wie unsere. Sonntag werden segel getrocknet, Boot für eine Woche umgeparkt und ab geht es in den Flieger.
Knapp 400 sm liegen hinter uns von Barth über Hiddensee, Arcona, Bornholm, Christiansø, Kalmarsund, Öland, Gotland nach. Stockholm. Es gab von allem ein bisschen: dunkle Nächte auf See mit Wind von gegenan, Flaute, Regen, Sonne, Dünung, Gewitter und Kaiserwetter.
Yacht: Bavaria 38Match "MEER-SEEN"
Bilderlink der Reise